Banner Scheckenclub Rheinland
Banner Scheckenclub Rheinland
 

 

 

Der Scheckenclub Rheinland wünscht Allen ein erfolgreiches Zuchtjahr!

 

Termine

48. Überregionale Scheckenclub-Vergleichsschau

am 07./08.10.2023

in Nienburg/Weser

Katalog CVS 2023
48. Scheckenclub-Vergleichsschau Gesamtk[...]
PDF-Dokument [6.2 MB]
Katalog Scheckenclubvergleichs- schau 2022 in Königsmoos
Katalog CVS 2022 Königsmoos.pdf
PDF-Dokument [13.4 MB]

Der neue Standard

ist da !!!

Wir freuen uns über die Wahl zur Homepage des Monats!

letzte Aktualisierung:

18.04.2024

Datenschutzerklärung hier

Rassebeschreibung

Züchterstudie Englische Schecken von Werner Winkens

 

Englische Schecken   
züchterische Faszination für ein Leben 
von Werner Winkens, Heinsberg

396 Rassen und Farbenschläge ermöglichen es heute jedem Tierliebhaber, sich „sein“ Rassekaninchen auszusuchen. Der Standard sieht eine Gewichtspalette von ca.1 kg bis über 7 kg vor. Normal-, Kurz- und Langhaar- Haarstrukturrassen in einer großen Farbpalette sollten mittlerweile jeden Geschmack abdecken. Doch sind es häufig die Englische Schecken, die nach Aussage von vielen Besuchern auf großen Ausstellungen die „ schönsten Kaninchen“ sein sollen. Was verleitet zu dieser Aussage? Was haben Englische Schecken, was andere Rassen nicht haben?
 

Betrachten Sie das Foto

... und erlauben Sie mir folgende persönliche Interpretation:

                        Es ist die Symbiose einer ästhetischen Körperform
            in Verbindung mit in der Kaninchenzucht einmaligen Rassemerkmalen
                        und in einem Kontrast, wie er stärker nicht sein kann!

Als langjähriger Züchter dieser Rasse freue ich mich selbstverständlich darüber, dass Dritte die Rasse, die mich fasziniert, auch schön finden. Gleichzeitig fordere ich jedoch geradezu von jedem ernsthaften Rassekaninchenzüchter, dass er auch voll und ganz hinter seiner anderweitig schönen Rasse steht. Etwas mehr züchterischer Stolz - jedoch ohne Verbissenheit - täte sicherlich der Rassekaninchenzucht gut.

Fingerspitzengefühl und Linientreue

 

Nun zurück zu den Englischen Schecken. Bezüglich der Entstehungsgeschichte und des Verbreitungsgrades möchte ich auf das separierte Kapitel dieser Homepage verweisen. Auch möchte ich nicht auf genetisch Besonderheiten der Schecken-rassen eingehen, die letztlich für alle Punktscheckenrassen gleich sind, denn diese wurden bereits durch Jens Jadischke bei den Rheinischen Schecken angeschnitten. Tatsache ist jedoch, dass die Scheckenzucht in der Rassekaninchenzucht wohl die größte Herausforderung darstellt und selbst für „alten Hasen“ nach dem 500-sten Wurf immer spannend ist und bleibt. Bei jedem Wurf empfinde ich Weihnachts-gefühle bei der Nestkontrolle und muss dabei oft erkennen, Wünsche eher selten in Erfüllung gehen. Es gibt keinesfalls eine Richtlinie, ebenso wenig ein allgemein verbindliches Schema, wie sich die Scheckenrassen am besten züchten lassen. Die Zucht ist sehr individuell und es bedarf meines Erachtens zweier grundlegender Voraussetzungen. Wichtig ist zunächst eine züchterische Erfahrung und ein Fingerspitzengefühl für die Zusammenstellung von Paarungen und letztlich auch für den Zukauf oder den Eintausch von Zuchttieren. Ferner ist von Bedeutung, dass man zwar einerseits Ratschläge von anderen Züchtern annimmt, andererseits ist es beim Erreichen eines bestimmten Zuchtziels bzw. einer bestimmten Qualität ebenso wichtig, dass man „seiner Linie“ treu bleibt. Dass man immer den „Markt beobachten“ muss, gilt nicht nur für Aktienhändler sondern auch für Kaninchen-züchter. Wer über den Kreisverband oder Landesverband nicht hinaus geht, kann meines Erachtens niemals eine Spitzenzucht aufbauen. Es gehört einfach dazu, Kontakte zu Züchtern aus dem gesamten ZDRK zu bekommen, um die eigenen Tiere einschätzen und Entwicklungen in der Zucht erkennen zu können. In der Scheckenzucht bietet hierzu die jährlich stattfindende Überregionale Scheckenclubvergleichsschau die unstrittig beste Plattform. Auf keiner anderen Schau werden so viele Schecken ausgestellt. In den letzten Jahren hat sich diese Tierzahl auf 1000 - 1500 eingependelt, wobei die Englischen Schecken in ihren 4 zugelassenen Farbenschlägen in der Mehrheit sind.

Zur allgemeinen Leistungsfähigkeit der Englischen Schecken kann man durchaus sagen, dass diese im Gegensatz zu vielen anderen Rassen, die teilweise extrem auf „Kopf und Ohr“ gezüchtet wurden, noch recht gut ist. Meinen langjährigen Aufzeichnungen entnehme ich, dass zwar auch hier die Fruchtbarkeit etwas nachgelassen hat. Zu Beginn meiner Scheckenzucht in den 70iger Jahren betrug die durchschnittliche Wurfstärke noch 7 - 9 . Heute ist sie niedriger. In der Regel haben die Häsinnen eine gute Aufzuchtleistung und die Jungen werden problemlos aufge-zogen. Ich kann aber nicht leugnen, dass für mich die „Schönheitsideale“ Vorrang haben. Dabei dürfen jedoch Gesundheitsgesichts-punkte keinesfalls aus den Augen verloren werden. Dennoch ist es für mich auch wichtig, im Sommer die „Gefrierfächer“ voll zu haben. Dies bedeutet, dass die nicht ausstellungsfähigen Tiere schon im Alter von etwa 12 Wochen geschlachtet werden, weil die Jungtiere bis zu diesem Zeitpunkt mit Mehreren zusammen in einem Gehege aufgezogen werden können und bis zu diesem Alter die Gewichtszunahme sehr gut ist. Das Fleisch der Rasse ist kurzfaserig. Bei den Englischen Schecken kann man zwar nicht von einer ausgesprochenen Fleischrasse reden, dennoch kommt man in kurzer Zeit zu einem sehr „guten Braten“. 
 
Die Standardforderungen in Wort und Bild

Im Folgenden möchte ich nunmehr auf die Bewertungsskala der Englischen Schecken im Standard eingehen, wobei ich diesen selbstverständlich nicht nur abschreiben möchte. Aufgrund der Tatsache, dass er aber die verbindliche Richtschnur darstellt, muss er uns immer vor Augen sein. Dass es hierbei sowohl die Züchter, als auch die Preisrichter nicht immer leicht haben und dass es auch im ein oder anderen Punkt Ungereimtheiten in der Auslegung gibt, liegt einfach in der Natur der Sache und ist nicht rassebedingt. Ferner habe ich versucht, sowohl positive als auch negative Eigenschaften anhand von Fotos zu dokumentieren. Dies halte ich für besonders wichtig, weil regelmäßig in der Fachpresse nur die höchst bewerteten Kaninchen abgebildet werden. 
 
Das Gewicht


Die Gewichtsskala geht von einem Mindestgewicht von 2 kg aus, wobei das Normalgewicht bei 2,5 kg und das Höchstgewicht bei 3,25 kg liegt.
Die zulässige Streuung von 1 250 g ist damit in Relation zu manch anderen Kleinrassen recht groß und wird in der züchterischen Praxis kaum ausgenutzt. Die meisten Tiere wiegen zwischen 2,9 und 3 kg, wobei doch einige Linien nah an das Höchstgewicht heranreichen und vor Ausstellungen schon einer kleinen Diät unterzogen werden müssen, um die 3,25 kg nicht zu überschreiten. Ich meine, dass die geforderte Eleganz, die sich aus einer Symbiose zwischen Körperform, Typ und Zeichnung ergibt und letztlich die Ästhetik der Rasse ausmacht, bei Tieren am obersten Gewichtslimit nicht so gegeben ist wie im Bereich der knappen 3 kg-Marke. Wie gesagt, gibt es aber im Großen und Ganzen im Bereich der Position 1 keine nennenswerten Probleme und wenn, dann eher mit dem Höchstgewicht als mit dem Normalgewicht. Diese Konstellation ist meines Erachtens grundsätzlich für eine Rasse besser als wenn diese nur unter Schwierigkeiten auf das geforderte Ausstellungsgewicht „gemästet“ werden kann. Ich denke hierbei insbesondere an sich später ergebende Probleme mit der Trächtigkeit. Auch ist die Gefahr des Wammenansatzes bei „überfütterten“ Tieren eher gegeben. 
 
Körperform Typ und Bau


„Der Körper ist leicht gestreckt und mit feinen Gliedmaßen versehen, die eine mittelhohe Stellung ergeben. Die Rückenlinie verläuft ebenmäßig und ist hinten gut abgerundet. Der Kopf ist nicht so dicht am Rumpf angesetzt, wie bei den kurzgedrungenen Rassen. Die Ohren sind fein, nicht zu fleischig und entsprechen in ihrer Länge dem Körper. Die Häsin ist insgesamt etwas feiner gebaut und wammenfrei“ ... so der Standard.

2 Rassevertreter, die diesen Forderungen genügen sollten (links 01. rechts 1.0):

Durch die ausdrückliche Hinzufügung des Rassetyps als spezifisches äußeres Erscheinungsbild jeder einzelnen Rasse, ist die Spezies „Englische Schecke“ durch den Standard 2004 meines Erachtens noch deutlich aufgewertet worden, denn eine vergleichsweise Beschreibung der Position 2 finden wir bei keiner anderen Rasse im Standard. Dabei muss hervorgehoben werden, dass auf einem leicht gestreckten Körper die Rumpfzeichnung erst richtig zu Geltung kommt. Von größter Wichtigkeit ist dabei eine gute Stellung. Die schönste Kettenzeichnung ist nur halb so schön, wenn das Tier echt flach auf dem Richtertisch liegt:                        
  

 

 

 

Dieser alte Zuchtrammler zeigt nicht den gewünschten Stand und wirkt auch recht plump. Er zeigt eher den Typ eines Kleinsilbers. Auf keiner der zahlreichen Bewertungsurkunden dieses Tieres stand aber eine Kritik. Das Gegenteil war der Fall, fast immer bekam er die 19.

In zusammengekauert sitzenden Tieren geht die Kettenzeichnung rein optisch auf einer Ebene in die Schenkelzeichnung über. Hat das Tier jedoch einen guten Stand, verläuft die Kette vom Genick leicht geschwungen wie ein Posthorn zum Schenkel hin und geht dort in eine etwas gröbere Punktierung über.

Noch zwei Beispiele ansprechender Typen mit gutem Zeichnungsverlauf (Dass dabei zumindest das rechte Tier etwas zu grobe Punkte hat, ist zwar zutreffend, doch sollte man schon mehr als zufrieden sein, diesen Typen in Kombination mit einer Top-Kopfzeichnung und einer Seitenzeichnung zu haben, die voll in der Schablone steht.):

Zu diesem leicht gestreckten Körper gehören selbstverständlich feinere Gliedmaßen als beispielsweise bei den Silberkaninchen bzw. Kleinchinchilla. Die beiden Rassen sind letztlich auch ein Negativbeispiel für unerwünschte Kopfformen bei der Englischen Schecke. Wir haben es hier zwar nicht gerade mit Hasenkaninchen zu tun, aber eben zwischen diesen genannten Rassen liegt irgendwo die Englische Schecke. Der Kopf sitzt nicht dicht am Rumpf, was wiederum der Eleganz abträglich wäre. Im gleichen Maße gilt dies für die Ohrstruktur. Sie sind feiner und nicht so „fleischig“ wie beispielsweise bei den Silberkaninchen. Auch müssen die Ohren einfach länger sein als bei den gedrungenen Rassen, denn ansonsten wird das angestrebte Rassemerkmal unterlaufen. Ich halte je nach Größenrahmen eine Ohrenlänge zwischen 9,5 bis maximal 11 cm für angemessen. Auch wenn das Ohrgewebe nicht so stark sein sollte, werden offene Strukturen erwünscht, was durchaus machbar ist. Hier gibt es in fast allen Zuchten noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Die insgesamt etwas feineren Gliedmaßen machen es auch erforderlich, dass der Kopf gegenüber den gedrungenen Rassen etwas länger erscheint, wobei der Geschlechtscharakter von Rammler und Häsin doch deutlich sichtbar sein sollte.
Das gesamte Erscheinungsbild der Englischen Schecke hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. Früher sah man häufig lange und schmale Tiere mit relativ spitzen Köpfen und langen, faltigen Ohren. Auch hervortretende Hüftknochen waren an der Tagesordnung. Viele Züchter haben jedoch zwischenzeitlich erkannt, dass nur über die Position 2 das Zuchtziel in einer Zeichnungsrasse erreicht werden kann. Gut bis sogar sehr gut abgerundete Hinterpartien und ebenmäßig verlaufende Rückenlinien gehören vielfach heute zu einem harmonischen Rumpf. Leider wird hier meines Erachtens gelegentlich schon des Guten etwas zu viel getan. Züchter haben nun mal die Eigenschaft, dass sie im Laufe der Jahre das züchten, was Preisrichter für gut befinden und manchmal vergleichen diese Läufe, Schulterpartien, Kopfformen und Ohrstrukturen mit den stark verbreiteten gedrungenen Kleinrassen und fordern hiermit die Züchter geradezu heraus, „plumpe“ Englische Schecken zu züchten. Dies ist der falsche Weg! Vielleicht ist in diesem Punkte etwas Schulungsbedarf bei den „Zuchtfreunden in Weiß“ angesagt. Die Eleganz und das Aparte der E. Sch. gebietet es geradezu, dass die Tiere wammenfrei sein müssen und keine Kompromisse beim Brustfell zulassen. Ich habe hierbei die Erfahrung gemacht, dass bei konsequenter Selektion und „vernünftiger“ Fütterung selbst Häsinnen im Alter von 3 und 4 Jahren in Position 2 noch allen Anforderungen entsprechen können:

Ohnehin halte ich eine gewisse Anzahl von Alttieren für die elementare Voraussetzung einer zielorientierten Zucht. So besaß ich beispielsweise einen „einsatzbereiten“ Rammler, der 9 Jahre alt war. Ein zweiter, im Alter von 3 - 4 Jahren sollte durchaus noch die Qualitäten aufweisen einer ZG I vorzustehen. Drei bis fünf Althäsinnen gehören ebenfalls zum Zuchtstamm. Sich nur auf Jahrgangstiere zu verlassen ist die reine Lotterie!

Das Fellhaar

Der Standardtext besagt, dass das Fellhaar nicht ganz mittellang, dicht in der Unterwolle sowie fein und gleichmäßig begrannt ist. Die Ohren sollen ebenfalls gut behaart sein.
Nach den Preisrichterurteilen muss man davon ausgehen, dass die Englischen Schecken meist gute Fellträger sind, wobei ich persönlich der Auffassung bin, dass gerade in dieser Position viel zu wenig differenziert wird. Gerade bei der Scheckenzucht ist auf entsprechende Feinheiten zu achten, weil das Fell neben seiner natürlichen Aufgabe, Träger der Rassemerkmale, sprich der Zeichnung, ist. Wenn auch das Fell grundsätzlich nach den Kriterien Unterwolle, Deckhaar und Fellzustand zu beurteilen ist, muss bei den Schecken höchster Wert auf dichte Unterwolle und nicht zu langer Granne gelegt werden. Langes Fellhaar und deutlich überstehende Granne haben nämlich die Eigenart, insbesondere die Seitenzeichnung verwaschen erscheinen zu lassen. Augenscheinlich gehen die Punkte ineinander über. Eine klare Abgrenzung der Zeichnungsmerkmale kommt bei einem kurzem dichtem Fell viel eher zum Ausdruck. In welchem Umfange es vertretbar ist, durch Schaufertigmachen Zeichnungsmerkmale hervorzuheben (beispielsweise durch teilweises Wegzupfen der Granne mittels Pinzette) sollte jeder Züchter mit seinem Gewissen ausmachen. Ich denke hierzu, dass ohne entsprechendes Schaufertigmachen in den Positionen 4, 5 und 6, keine 50 % unserer heutigen V-Tiere möglich wären. Man sollte aber den Bogen nicht überspannen. Dies wird auch von den allermeisten Züchtern beachtet. Im übrigen halte ich dies nicht für ein „scheckenspezifisches Problem“ und jeder, der sich hierzu einseitig äußert, sollte zunächst vor der eigenen Türe kehren! Grundsätzlich glaube ich, dass sich kaum eine Position in der Scheckenzucht so leicht verbessern lässt wie die Position 3. Ist die Fellqualität einmal stabilisiert, hat dies, wie schon zuvor ausgeführt, auch äußerst positive Einflüsse auf den Rassewert.

Der Rassewert...das Markenzeichen der Rasse  

Bevor ich hierauf näher eingehe, möchte ich dazu noch einige grundsätzliche Anmerkungen machen. Meines Erachtens ist schon eine „halbwegs“ vollendete Zeichnung in Verbindung mit einer eleganten Körperform das Attribut dieser Scheckenrasse schlechthin. „Halbwegs“ habe ich deshalb gesagt, weil die Schwierigkeiten einer standardgerechten Zeichnung so groß sind, dass unabdingbar die Positionen 2 und 3 Vorrang in der züchterischen Arbeit haben sollen. Dies kommt auch nicht von ungefähr, denn Form und Fellhaar lassen sich genetisch festigen. Es wäre geradezu töricht, mit Tieren, die Hüftknochen zeigen und schlechte Fellträger sind, zu züchten, nur weil sie eine 15er Rumpfzeichnung haben. (Und die muss man auch zuerst einmal bekommen!). Im Klartext bedeutet dies, dass man den x-fachen Tierbestand haben muss, wenn man über die Zeichnung zum Erfolg kommen will. Auch muss man berücksichtigen, dass die 15er Rumpfzeichnung in Verbindung mit einer schwachen Körperform nichts nützt, wenn das Konkurrenztier eine 19-er Form hat und die von mir angesprochene „halbwegs brauchbare“ Rumpfzeichnung. Von daher spricht einfach alles dafür, die von mir erläuterte und bevorzugte Zuchtmethode zu favorisieren. Bewusst habe ich ferner in den zuvor genannten Zeilen ausgeführt, dass man beispielsweise bei einer sehr guten Rumpfzeichnung die 15 erst bekommen muss, selbst dann, wenn man nach eigenem Ermessen dies so sieht. Betrachtet man nämlich die Vielzahl der leichten Fehler, kann man bei kritischer Betrachtung fast keinem Tier eine 15 geben. Ein kleiner Fehler ist bei jedem noch so schönen Tier nachweisbar. Ich denke allerdings, dass in diesem Punkte die Preisrichter mit Fingerspitzen-gefühl bei großen Ausstellungen zurecht doch hin und wieder die 15 vergeben, und zwar bei den Tieren, die eben am ehesten den theoretischen Vorstellungen entsprechen. Was diesbezüglich allerdings gelegentlich in bewertungstechnischer Sicht auf kleineren Ausstellungen geboten wird, ist geradezu erschreckend. Noch nicht „sattelfeste“ Züchter werden durch zu hohe Bewertungen fehlgeleitet. Im Übrigen ist dieser lange Fehlerkatalog insbesondere in der Kopfzeichnung und mit einigen Abstrichen in der Rumpf-zeichnung bei allen Scheckenrassen vergleichbar. Auch farblich werden im Grunde die gleichen Anforderungen an alle Punktscheckenrassen gestellt.

Die Kopfzeichnung

„Diese besteht aus dem Schmetterling, den Augenringen, den Backenpunkten und den Ohren. Der Schmetterling soll gut abgerundet sein. Dazu gehört ein schöner abgerundeter Dorn und volle Flügel, die den Unterkiefer beidseitig einfassen. Die Augenringe sind schmal und geschlossen und gleichmäßig breit. Die oben am Augenring auftretende kleine Zacke gilt nicht als Fehler. Die Backenpunkte stehen frei, sind rund oder oval und nicht zu groß. Die Ohrenzeichnung ist an der Wurzel scharf abgegrenzt.“

Liebe Leser dieser Homepage, liebe Zuchtfreunde, wenn wir uns diese Standardforderungen Wort für Wort durchlesen, grenzt es meines Erachtens schon an ein Wunder, was in nur 120 Jahren Zuchtarbeit - ich möchte sagen- fast in Vollendung stabilisiert worden ist. Viele gescheckt geborene Tiere weisen doch ziemlich exakt diese geforderten Rassemerkmale auf. Ich selbst bin ein Verfechter sauberer Kopfzeichnungen und habe seit Beginn meiner Zucht hierauf höchsten Wert gelegt. Nur in den seltensten Fällen weisen Tiere noch „schwere Kopfzeichnungsfehler“ auf. Auch die leichten Fehler halten sich in Grenzen, sodass ich nach meinen Einschätzungen davon ausgehe, dass sicherlich rd. 50 % der geborenen Schecken eine 15er Kopfzeichnung machen können. Im Übrigen glaube ich aus Gesprächen mit vielen erfahrenen Züchtern, dass dieser Prozentsatz nicht übertrieben ist. Die Kopfzeichnung ist heute so gefestigt, dass praktisch auf großen Ausstellungen geradezu eine 15 erforderlich ist, um hohe Punktzahlen zu erreichen.
In der Praxis scheuen sich aber viel Richter, die 15 zu geben und machen dann eher einen Kompromiss in der Seitenzeichnung, was nach meinen Beobachtungen sachlich nicht geboten ist. Die Kopfzeichnungen sind pauschal gesagt in aller Regel deutlich besser als die Rumpfzeichnungen.

Wie schon aus dem Standardtext hervorgeht, besteht die Kopfzeichnung aus dem Schmetterling, den Augenringen, den Backenpunkten und der Ohrenzeichnung. Das Zeichnungsmerkmal „Schmetterling“ hat nicht von ungefähr seinen Namen von unseren farbenprächtigen Insekten. Was beim Schmetterling der Kopf ist, ist bei unseren Schecken der Dorn und von dort entfalten sich die „Schmetterlingsflügel“ gut ausgeprägt und fassen den Unterkiefer beidseitig ein. Wenn wir uns dieses Schmetterlingsbild vor Augen halten, erkennen wir sofort ein Kriterium, das manchmal zu leichten Fehlern führt. Ist nämlich der Flügel nicht voll und verläuft ebenmäßig zum Dorn, ist der Radius des Flügels (des Kreises) so klein, dass er den Unterkiefer nicht erreicht und letztlich zur fehlenden Unterkiefereinfassung führt. (Im Bild Tier mit vorzüglichem Schmetterling und Unterkiefereinfassung und Tier mit fehlender Unterkiefereinfassung):

Bezüglich der Unterkiefereinfassung bedarf es auch noch einiger Erläuterungen. Der alte Standard besagte nämlich, dass der Unterkiefer seitlich schmal eingefasst sein sollte. Der heutige Standard spricht nur noch von einer beidseitigen Einfassung. In diesen Text sollte durch den Preisrichter auch nicht mehr und nicht weniger hineininterpretiert werden. Entweder ist der Kiefer eingefasst oder nicht! Einseitiges Fehlen ist ein leichter Fehler, beidseitiges Fehlen und die geschlossenen Unterkiefereinfassung ein schwerer Fehler (Ausschlussfehler). Züchterisch gesehen sieht meines Erachtens die Welt ganz anders aus. Ich halte es für fatal, Tiere zur Zucht einzusetzen, die nur eine schmale oder gar einseitige Kiefereinfassung haben, denn hinter schmal und einseitig kommt nichts! Derartige „Unzulänglichkeiten“ vererben sich nach meinen Erkenntnissen hartnäckig. Andererseits kann man dieses Zeichnungsmerkmal aber derart festigen, dass praktisch die „optimale Einfassung“ - sie erlaubt, einen Bleistift auf das Weiße des Unterkiefers zu legen - fast zu 100 % stabilisiert werden kann.
Gelegentlich können leichte Zacken (Ausläufer) am Schmetterling vorkommen. Dies ist ein leichter Fehler, während große Zacken zum Ausschluss führen. Sie kommen aber kaum vor. An dem Punkte, an dem sich die 2 Schmetterlingsflügel treffen, befindet sich der sogenannte Dorn, der schön abgerundet sein soll. Über die Länge und Breite gibt der Standard zwar nichts her. Ich denke aber, dass dieser in gewissen Proportionen zur Größe des Schmetterlings stehen sollte. Dies dürfte bei einer Länge von ca. 10 mm der Fall sein. Für die Breite gehe ich von einer Wurzel von etwa 7 mm aus. Ein unschöner Dorn, was immer dies auch exakt sein soll, ist ein leichter Fehler. Als unschön wird in der Regel ein Dorn angesehen, wenn er zu flach (zu kurz), zu lang oder eben zu spitz ist. Im Rahmen des Schaufertigmachens ist es durchaus möglich, einen zu spitzen Dorn schon durch Entfernen weniger Haare etwas abzurunden. Tendenziell glaube ich, dass in vielen Scheckenrassen der Dorn eher etwas klein ausgeprägt ist und durchaus besser in Erscheinung treten dürfte. Das Fehlen des Dorns stellt einen Ausschlussfehler dar.
Die Augenringe sollen schmal, geschlossen und gleichmäßig breit sein, wobei das „Gebot des Geschlossenseins“ sich nicht auf die gelegentlich vorkommende kleine Zacke im oberen Bereich des Augenrings bezieht. Offensichtlich steht diese Zacke und auch die Breite des Augenrings genetisch in Verbindung mit der Rumpfzeichnung, aber auch mit der Farbintensität.

 

 

 

 

Feine Kopfzeichnung mit ganz leicht angedeuteter Augenringzacke, hervorragendem Abstand zwischen Augenring und Backenpunkt

Tiere, die leichte Rumpfzeichnungen vorweisen, haben auch oft einen schmaleren Augenring mit kleiner Zacke und in der Regel auch einen etwas höheren Ohrenansatz und manchmal auch die züchterisch gefürchteten Flammen am Ohrenansatz und melierten Blumen. Tiere mit kräftiger Farbe und etwas groben Seitenflecken haben heute schon oft gleichmäßig Augenringe, die aber tendenziell etwas breiter sind, wobei die angesprochene Zacke fehlt. Diese Tiere sind auch oft im Ohrenansatz sauber, sodass man hierbei durchaus von einer Gradwanderung sprechen muss, die jeder Züchter für sich in diese oder jene Richtung entscheiden muss. Deutlich möchte ich an dieser Stelle herausstellen, dass ich bei solchen Vergleichen nur Tendenzen ansprechen kann. Mir ist natürlich auch bekannt, dass es Tiere mit hervorragenden Rumpfzeichnungen und kleinen Seitenflecken gibt, bei denen keine Augenzacke erkennbar ist und die ebenfalls saubere „Kappen“ zeigen.
Heute werden zumindest in der Spitze nur noch selten Tiere mit so genannten Flammen oder Spiegeln ausgestellt. Diese ziehen sich meist von der Ohrenwurzel keilförmig in Richtung Schallöffnung. Auch ist gerade bei nicht allzu farbintensiven Tieren gelegentlich festzustellen, dass zwischen den Ohren kleine Büschel der unerwünschten weißen Grundfarbe stehen. Eine Anmerkung möchte ich noch zu dem so genannten Stirnbüschel machen, der sich mitten auf der Stirn exakt im Übergangsbereich zwischen Grundfarbe und Zeichnungsrasse befindet. Dieser ist gerade bei Englischen Schecken stark verbreitet und mehr oder weniger stark ausgeprägt. Er sollte meines Erachtens bei der Beurteilung der Kopfzeichnung unberücksichtigt bleiben, wenn er nicht gerade deutlich die ansonsten scharf abgegrenzte Ohrenzeichnung an der Wurzel stört.

Links im Bild ein Rammler mit sauberem Ohransatz und kleinem Stirnbüschel, im Übrigen jedoch „unsauberer Kopfzeichnung“ (Spritzer). Rechts im Bild der recht selten vorkommende fehlende Backenpunkt, den jedoch schon so mancher Züchter in seiner „Betriebsblindheit“ übersehen hat.

Als letztes Zeichnungsmerkmal der Kopfzeichnung sind die Backenpunkte anzusprechen, die rund oder oval sein dürfen. Größter Wert ist darauf zu legen, dass die Entfernung zwischen Backenpunkt und Augenring möglichst groß ist, wobei die Gefahr des sich Annäherns bei groben Zeichnungen größer ist als bei den so genannten Erbsenzeichnungen. Ein- oder beidseitig anhängender Backenpunkt stellt ebenso einen Ausschlussfehler wie das Fehlen eines Backenpunktes dar. Der Ausschlussfehler, dass ein Augenring nicht geschlossen ist, mit dem Schmetterling oder der Ohrenzeichnung zusammenhängt, kommt bei den Englischen Schecken nur sehr selten vor und hat in durchgezüchteten Stämmen kaum praktische Bedeutung. Eher findet man dann schon Tiere mit unreiner Kopfzeichnung. Dies ist keineswegs der Oberbegriff für alle leichten Fehler in der Kopfzeichnung sondern der standardmäßige Begriff für „Spritzer“.

Die Rumpfzeichnung


Sie ist sicherlich nicht nur bei den Englischen Schecken sondern auch bei allen anderen Scheckenrassen die mit Abstand schwierigste Position. Sie setzt sich zusammen aus dem Aalstrich, der mit den beidseitigen Ketten- und den Seitenflecken die Kriterien der Bewertung darstellt. Der Aalstrich beginnt unmittelbar hinter den Ohren im Nacken und zieht sich etwa 2 cm breit und gleichmäßig wie ein Pinselstrich ohne Unterbrechung über den Rücken bis zur Blumespitze. Die Qualität dieses Aalstriches, wobei insbesondere auf die Formulierung „wie ein Pinselstrich“ geachtet werden sollte, ist nicht nur ein Merkmal der Rumpfzeichnung sondern auch oft ein Indiz für die Farbqualität des Tieres. Tiere mit schlechter Farbe haben in aller Regel einen gezackten und ungleichmäßig breiten Aalstrich. In diesen Fällen beginnt er schon verjüngt (wenn nicht sogar leicht unterbrochen) im Genick und endet dann in der Regel in einer mehr oder weniger stark melierten Blume.

 

 

 

Tadellose völlig „ungeputzte“ Aalstriche vom kräftigern Nackenkeil gleichmäßig breit verlaufend und ohne hochstehende oder gar anhängende Seitenzeichnung sind ein elementares Merkmal der Rumpfzeichnung.

Zwar ist die Unterbrechung des Aalstrichs vom Genick bis zu den Schulterblättern oder vom Ansatz der Blume bis zur hochgelegten Blumenspitze nur ein leichter Fehler: Züchterisch sind meines Erachtens solche Tiere allerdings absolut wertlos. Wenn hier schon Kompromisse gemacht werden, frage ich mich, wie dann die wesentlich schwierigeren Elemente der Rumpfzeichnung, nämlich die Ketten- und Seitenflecken annähernd standardgerecht gezüchtet werden sollen. Keinesfalls darf man den Eindruck haben, dass dies eine Lotterie ist. Wurde über 10 Jahre ein Zuchtstamm mit wirklich groben Seitenflecken aufgebaut, hat sich dieser sicherlich so verfestigt, dass im elften Jahr nicht plötzlich Erbsen-zeichnungen fallen. Andererseits steht aber auch mit Sicherheit fest, dass man völlig „die Farbe verliert“ und häufig Unterbrechungen in der Seitenzeichnung erhält, wenn man nur leicht gezeichnete Tiere einsetzt. Ich selbst hatte bis vor etwa 10 Jahren in der Regel „zu grob“ gezeichnete Tiere, die allerdings allesamt in der Farbe ausgezeichnet waren.

Ob man beim linken Tier überhaupt noch von einer Seitenzeichnung sprechen kann, überlasse ich dem Betrachter... jedenfalls gibt es sehr viele Tiere, die ihre Zeichnung nicht in dieser Schablone haben und noch viel weniger, die diesen Typ verkörpern. Wegen stark zusammenhängender Seitenzeichnung müsste es n.B. machen. Gleichwohl wäre mir das Tier lieber, als das nebenstehende, das zwar etwas aufgelockerter ist, allerdings Unterbrechungen hat und dazu noch über und unter der Schablone stehende Punkte.

In den letzten Jahren habe ich versucht, leichter gezeichnetere Tiere einzupaaren, was durchaus dazu geführt hat, dass die Seitenzeichnung besser geworden ist. Allerdings muss ich mittlerweile auch schon den ein oder anderen Kompromiss in der Farbe machen. Ich werde aber immer versuchen, einen gewissen Ausgleich zu finden und tendenziell etwas stärker gezeichnete Tiere zur Zucht einzusetzen, um dann die aufgelockert gezeichneten auszustellen. Ich möchte dies auch begründen. Die Antwort heißt schlicht und einfach: „Faulheit“ oder im Langtext „weniger Arbeit beim Schaufertigmachen“. Als aufgelockert wird eine Zeichnung bezeichnet, wenn die einzelnen Punkte frei stehen. Dies ist weniger abhängig von der Größe des einzelnen Punktes als vom Abstand zwischen den einzelnen Punkten. Doch nun zu den weiteren standardgemäßen Vorgaben der Rumpfzeichnung:
Die Kettenzeichnung ist das entscheidende Abweichungsmerkmal der Englischen Schecken von allen anderen Scheckenrassen. Sie beginnt seitlich hinter den Ohrenwurzeln im Nacken und verläuft fein punktiert, mehrreihig, schräg oder leicht gewölbt, bis zu den Weichen und stellt dort in größeren Punkten den Übergang zu den Seitenflecken her. Oft sprechen die Scheckenzüchter beim Fachsimpeln davon, dass das ein oder andere Tier einen schönen „Zug“ hat. Gemeint ist hiermit der zuvor beschriebene Verlauf und die Anordnung der Punktierung in der Kette.

Im Bild Tiere mit fehlerhafter Kettenzeichnung. Links ungleich breite Kette und Beinkette. Rechts der fehlende Kettenansatz.

Die Seitenflecken bedecken die Lenden und Schenkelpartien. Wie ich bereits schon eingangs einmal ausführte, gibt es selbst auf den größten Schauen nur sehr sehr wenige Tiere, die annähernd diesem Idealbild entsprechen. Im Idealfall beginnen also die Punkte in der Kettenzeichnung mehrreihig fein punktiert, werden aber im Bereich der Lenden und insbesondere im Bereich der Schenkelpartie etwas größer, wobei sie nach wie vor einzeln und frei stehen sollen. Ich persönlich halte es zunächst einmal für wichtig, dass das gewünschte Zeichnungsschema (das Posthorn - wie es gelegentlich zu lesen ist) eingehalten wird. Ob die Punkte nun etwas schwach oder voll oder gehäuft in dieser Schablone sind, ist natürlich ein leichter Fehler. Immerhin ist dann aber schon ein gewisses Zuchtziel erreicht, denn was nützt die schönste Zeichnung auf der Schenkelpartie, wenn die Kette 3 cm unterhalb des Nackenkeils anfängt, oder - was auch sehr häufig zu sehen ist - zwischen Kette und Schenkel, also im Lendenbereich, unterbrochen ist. Dabei muss man sich auch immer vor Augen halten, dass die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass eine zweireihige aufgelockerte und freistehende Zeichnung Unterbrechungen hat, als eine breit angelegte volle Zeichnung. Wenn nur ein oder zwei Punkte in einer lockeren Zeichnung fehlen, ist dies schon eine Unterbrechung! Bei einer vollen Zeichnung fällt dies einfach nicht so sehr auf. Ein „hartnäckiger Fehler“ ist das Fehlen von Zeichnungspunkten mitten auf dem Schenkel. Dieser scheint von Punkten lediglich eingerahmt zu sein. Bei auch noch so gut gezeichneten Tieren ist dies leider häufig festzustellen. Oft findet man auch im Beckenbereich hochstehende Punkte, die im Extremfall zu stark zusammenhängenden Zeichnungsmerkmalen mit dem Aalstrich führen und einen schweren Fehler darstellen. Die Sauberkeit in diesem Bereich gehört meines Erachtens ebenfalls zu den unerwünschten „wilden Punkten“, wie ich sie nenne, wie auch vorhandene Flecken an Brust, Bauch, Läufen oder an der Unterseite der Blume. Diese beeinflussen im negativen Sinne zwar eindeutig das Zeichnungsbild, bleiben jedoch bei der Bewertung unberücksichtigt. Dennoch sollte man bei der Auswahl der Zuchttiere darauf achten, dass die Tiere möglichst frei von solchen Flecken sind. In diesem Punkte sind uns im Übrigen die Zuchtfreunde aus den Niederlanden um einiges voraus.

Links im Bild ein kräftig gezeichnetes Tier mit dem oft zu sehende leichte Fehler,
dass der Schenkel nur von Punkten eingefasst ist. Rechts ein leicht gezeichnetes
Tier mit leichten Unterbrechungen im Lendenbereich und auch auf dem Schenkel.  Beide Tiere zeigen im Übrigen eine vorzügliche Kopfzeichnung

Eine Anmerkung möchte ich noch zur Bewertung der Rumpfzeichnung und speziell zur Seitenzeichnung machen. Über keine andere Position wird in Züchterkreisen auf Ausstellungen so differenziert diskutiert. Selbst „altgediente Preisrichter“, die selbst Schecken züchten, haben gelegentlich unterschiedliche Anforderungen und Kriterien. Man kann hierfür durchaus Verständnis haben, wenn man die ungeheuere Fülle der möglichen Fehler sieht. Wir sollten sicherlich nicht über 0,5 Punkte Abzug mehr oder weniger streiten, wenn die Richtung bzw. der „rote Faden“ stimmt. Einerseits sollte man nicht jeden kleinen Fehler, der auch zweifellos bei sehr guten Tieren darstellbar wäre, mit 0,5 Punkten Abzug aufaddieren, sonst blieben bei Position 5 bei vielen Tieren nur 11 oder 12 Punkte über. Andererseits lässt sich auf einem Blick meines Erachtens die „Spreu vom Weizen“ trennen (hierzu verweise ich auf einige der u.a. Fotos). Dies sollte selbstverständlich auch konsequent gemacht werden.

 

 

Die Farbe in den 4 anerkannten Farbenschlägen


Bekanntlich sind nach dem Deutschen Standard die Farbenschläge schwarz-weiß, blau-weiß, thüringerfarbig-weiß und dreifarbig anerkannt.

Die Grundfarbe ist in der Deck- und Unterfarbe rein weiß. Um dies zu gewährleisten, müssen die Tiere sauber gehalten werden, damit möglichst kein gelber Anflug an Bauch und Läufen zu sehen ist. Nach dem Standard ist die Zeichnungsfarbe schwarz rein und nicht mit andersfarbigen Haaren durchsetzt. Dies gilt ebenso für den blauen Farbenschlag. Die Zeichnungsfarben sollen ferner einen guten Glanz besitzen. Dass schwarz nicht gleich schwarz und blau nicht gleich blau ist, lässt sich auf den ersten Blick erkennen, wenn man auf großen Ausstellungen an den Gehegen vorbei geht und die einzelnen Stämme sieht. Zum einen ist die Zeichnungsfarbe im starken Maße erblich bedingt, zum anderen kann man aber auch durch entsprechende Fütterung den Glanz erheblich verbessern. Dabei ist es kein Geheimnis, dass ölhaltige Früchte, wie Sonnenblumen, diesen positiv beeinflussen. Im blauen Farbenschlag sieht man vielfach auch Tiere, die tendenziell etwas dunkel sind. Die Zeichnungsfarbe der thüringerfarbigen Tiere ist gelblichbraun und mit einem rußigen Anflug versehen. Dieser soll wie bei den Thüringern an den kurz behaarten Zeichnungsmerkmalen wie Ohren und Nase am stärksten in Erscheinung treten. Die Ketten sind etwas heller getönt. Die Zeichnungsfarbe bei den dreifarbigen Tieren ist schwarz-gelb. Natürlich wird sie auch rein erwünscht und soll damit nicht von andersfarbigen Haaren durchsetzt sein. Mit Ausnahme der Backenpunkte, die einfarbig sein dürfen, müssen alle Zeichnungsmerkmale zweifarbig sein. Dabei entspricht es dem Idealbild, dass der Anteil der Farben schwarz und gelb annähernd gleich sein soll. Hier ist das Zuchtziel beim jüngsten der 4 anerkannten Farbenschläge noch längst nicht erreicht. Für alle Farbenschläge gilt, das kleine weiße Flecken im Genick und im Aalstrich vom Genick bis zum Ende der Schulterblätter sowie im Bereich der Blume bis zur hochgelegten Blumenspitze unberücksichtigt bleiben. Dass das züchterisch durchaus anders gesehen werden darf, habe ich bereits an anderer Stelle ausgeführt. Die Augen der schwarz-weißen und dreifarbigen Tiere sind braun, die der thüringerfarbig-weißen sind braun, leicht rot durchscheinend und die der blau-weißen Tiere blaugrau. Die Krallen sind in sämtlichen Farbenschlägen pigmentlos (weiß).
Der häufigste vorkommende Fehler ist sicherlich, dass die Zeichnungsfarbe mit weißen Haaren durchsetzt ist. Dies gilt zum einen für die Ohrenränder. Gerade die durchsetzen Ohrenränder treiben manche Züchter geradezu zur Verzweiflung, weil offenbar dieser Fehler nur recht schwer auszumerzen ist. Andererseits lässt sich die Farbreinheit meines Erachtens nach auch so stabilisieren, dass man quasi kaum ein Problem mit diesem Fehlermerkmal hat. Auch im Bereich des Aalstriches gibt es - gerade bei hervorragenden Fellträgern - gelegentlich einzelne weiße Grannenhaare, die jedoch beim Schaufertigmachen leicht zu entfernen sind. Die Zeichnungsfarbe auf der Blumenoberseite bereitet jedoch größere Probleme. Hier sieht man häufiger mehr oder weniger starke Durchsetzungen. Natürlich fallen Durchsetzungen im schwarz-weißen Farbenschlag aufgrund des Kontrastes eher auf als in anderen Farbenschlägen und gerade bei den dreifarbigen Tieren ist zwischen gelb und weiß oft nur eine Nuance. Ich kann aber als „Schwarz-Weißer“ nur allen Züchtern anderer Farbenschläge den Rat geben, hier absolut keine Kompromiss einzugehen, weil der ein oder andere Richter vielleicht nur aufgrund schlechter Lichtverhältnisse die Durchsetzungen in der blauen, braunen und gelben Farbe nicht so gut erkennen kann, wie im schwarz/weißen Vergleich. Ich habe bereits viele andersfarbige Schecken schaufertig gemacht und dabei schon so manchem Züchter sagen müssen, dass er seine Tiere schlachten müsste, wenn sie schwarz-weiß wären! In diesem Zusammenhang möchte ich aber auch auf eine gewisse „Übertreibung“ hinweisen, die manchmal beim Richten der Schecken auftritt. Wie gesagt, ist die Durch-setzung der Zeichnungsfarbe ein leichter Fehler. Diese Durchsetzungen können an allen Stellen der Zeichnungsfarbe vorkommen (Schmetterling, Augenring, Ohren, Aalstrich, Seitenzeichnung und eben auf der Blumen-oberseite). Manchmal frage ich mich aber, warum ein Tier, das im Übrigen eine satte Farbe aufweist, mit 1 1/2 Punkten Abzug „bestraft“ wird, wenn nur die Blumenoberseite nicht 100 %ig in Ordnung ist. Was würde von der Position 6 überbleiben, wenn dazu noch die Ohrenränder und der Aalstrich oder gar noch mehrere negative Ansatzpunkte kämen. Hier ist sicherlich eine Abstufung mit Fingerspitzengefühl angesagt.
Abschließend möchte ich noch auf einen weiteren Farbfehler aufmerksam machen, der züchterisch auch nur hartnäckig zu bekämpfen ist. Gerade beim schwarz-weißen Farbenschlag fällt ein „aufgehellter“ Lippenspalt häufig auf, wenn die Rassevertreter in dreireihig aufgebauten Gehegen den Betrachter „von oben herab anschauen“. Was ist nun noch schwarz und was ist fleisch-farbig? Was ist noch fleischfarbig und was ist weiß? Bei den schwarz-weißen ist diese Entscheidung einfacher als bei den thüringerfarbigen oder dreifarbigen, denn dort liegt zwischen „hellgelb“ und weiß manchmal kein Unterschied. Für alle Farbenschläge gilt, dass der fleischfarbige Lippenspalt ein leichter Fehler ist und der weiße ein Ausschlussfehler. In der Praxis sieht man nur sehr selten Tiere, die wegen entsprechendem Fehler ausgeschlossen sind. Hingegen wird meiner Meinung anch der leichte Fehler schon etwas häufiger übersehen, was jedoch für das Ausleseverfahren keine Freifahrkarte bedeuten sollte. Die Züchter sollten hier konsequente Auslese betreiben und Richter überhaupt nicht in den Konflikt einer diesbezüglichen Entscheidung bringen. Kleine weiße Flecken in den Seitenzeichnungspunkten oder in den Augenringen im Bereich des Augenringzackens sind in allen Farbenschlägen leichte Fehler von doch untergeordneter Bedeutung, während das deutliche Überwiegen einer Zeichnungsfarbe bei den dreifarbigen Tieren noch sehr verbreitet ist. Dass starke Durchsetzungen zum Ausschluss führen, dürfte ebenso klar sein, wie der Ausschluss beim schon angesprochenen weißen Lippenspalt. Weiße Flecken in der Ohrenfarbe, im Schmetterling und im Augenring (außer im Bereich des Augenringzackens) und weiße Nasenspitze sind Ausschlussfehler, die recht selten vorkommen, wie auch weiße Flecken im Aalstrich außer im Bereich der Schulterblätter und der Blume. Auch das Vorhandensein nur einer Zeichnungsfarbe in einem Zeichnungsmerkmal (Ausnahme die Backenpunkte) führt bei den dreifarbigen Tieren zum Ausschluss. Auf weitere schwere Fehler, wie zweierlei Krallenfarbe, fehlerhafte Augenfarbe etc. möchte an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

Die Entstehungsgeschichte, der Verbreitungsrad und der Zuchtstand

Alle unsere Rassen gehen auf Mutationen der Erbanlagen für Farbe zurück und durch die Kombination verschiedener mutierter Erbanlagen zurück. Beobachtet wurden diese Anlagen bereits zu Beginn der Gehegehaltung in der spätrömischen Kaiserzeit und in den Kaninchengärten französischer Klöster im Mittelalter. Obwohl einziges Ziel dieser Haltungsform die Fleischgewinnung war, fand man spätestens im 16. Jahrhundert auch Gefallen an auftretenden ungewöhnlichen Farben und Zeichnungen bei einzelnen Tieren. Von da an datiert die eigentliche Rassebildung. Ende des 17. Jahrhunderts waren wenigstens 7 verschiedene „Kaninchenrassen“ bekannt, deren Fellfarbe von der natürlichen Farbe abwich. Dazu gehörte auch die Holländerscheckung und die Englische- oder Tigerscheckung. Vorkommnen gab es in Frankreich (Normandie) und Flandern, aber auch in Ungarn und in den Karpaten. Bekannt ist, dass gerade die Engländer Ausnahmeerscheinungen mit Vorliebe importierten und sowohl in Frankreich als auch in England erschienen1854 und 1870 Werke, die auf die Scheckungstiere hinwiesen aus denen die Papillons (französisch = Schmetterling) erzüchtet wurden. Die ersten schwarz-weiß primitiv gefleckten Tiere wurden 1885 auf einer Ausstellung in England gezeigt. Zwei Jahre später wurden auch bereits thüringerfarbig-weiße ausgestellt. Bereits 1891 gründeten englische Züchter in Liverpool den ersten Spezialclub für diese Rasse und verbreiteten diese auf der Insel. Der englische Standard von 1889 nennt diese Tiere noch nicht, wohl aber der von 1900, so dass das Englische Scheckenkaninchen durchaus als englische Züchtung bezeichnet werden muss. Der damalige englische Standard lehnte schwere Tiere ebenso ab wie die kurze blockige Form (des Holländerkaninchens). Der schlanke Körper wurde zum Rasseideal erhoben! Zeichnungstechnisch wurden bereits Schmetterling, Augenringe, Backenpunkte, Ohren und Seiten- und Kettenpunkte beschrieben. Der Aalstrich sollte noch einer 6 mm breiten Fischgrätform entsprechen und ebenso wurden noch Bauch- und Beinflecken verlangt. Aus englischen Zuchten kamen kurz vor der Jahrhundertwende Tiere nach Deutschland. 1900 wurden sie erstmals in Fürth ausgestellt. Der erste deutsche Standard wurde 1902 anlässlich der Gründung des Internationalen Englische-Schecken-Clubs in Bamberg vorgestellt. Dieser orientierte sich an englischen Vorgaben, forderte aber ein Gewicht von 4 bis 5 kg. Schnell erkannte man, dass die kleineren Tiere die schönsten Zeichnungen hatte und es wurde eine Anpassung an die englischen Vorgaben vorgenommen. Erster züchterischer Höhepunkt der deutschen Bemühungen war die Internationale Ausstellung von 1912 in Petersburg, auf der Friedrich Joppich für seine Englischen Schecken die Goldmedaille erhielt. Die Rasse breitete sich schnell aus und fand vor allem in der Schweiz und in Frankreich zahlreiche Anhänger. Der 1. Weltkrieg brachte für die Entwicklung nicht nur dieser Rasse eine erste Zäsur und die zweite folgte 1938 mit der Zuordnung dieser Rasse in die so genannten Sportrassen, die keinerlei staatliche Förderungen erfuhren. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Englische-Schecken-Zucht aus wenigen Restbeständen und Importtieren völlig neu aufgebaut. Wichtig war dabei, dass sich die Züchter seither neben der Zeichnung auf Form und Fellhaar konzentrierten und dies nicht so stark vernachlässigten wie teilweise die Züchter anderer komplizierter Zeichnungsrassen.

Es gibt sicherlich keine einfach zu züchtende Kaninchenrasse, wenn man das Wort „einfach“ darauf bezieht, dass man auf einem Niveau züchten will, das erlaubt, auf Bundes- und Landesschauen ein Wort mitzusprechen. In allen Rassen gibt es Züchter, für die Kaninchenzucht viel mehr ist, als nur die „zufällige Vermehrung“ mit dem Ziel, dass ein paar ausstellungsfähige Tiere fallen, die vielleicht auf Lokal- oder Kreisschauen noch 96 Punkte erreichen. Dennoch glaube ich, dass die erfolgreiche Scheckenzucht schon etwas schwieriger ist. Dies hat weniger mit theoretischem Wissen um die Vererbungslehre zu tun als vielmehr mit Ausdauer und Fingerspitzengefühl. Fingerspitzengefühl für das richtige Zusammenstellen von Zuchtpaaren, Fingerspitzengefühl für den Zukauf oder den Eintausch von Zuchttieren und last but not least auch Fingerspitzengefühl für das unvermeidliche Schaufertigmachen. Viele erfolgreiche Züchter sind keine „Massenvermehrer“ und verfahren mehr oder weniger nach diesem doch recht einfachen „Strickmuster“. Sie sind auch keine „Glücksspieler“ denn in allen Schecken-rassen gibt es über viele Jahre „ein Spitze des Eisberges“, wobei es für Nachrückende sehr schwer ist, vorderste Platzierungen einzunehmen. Auffällig ist dabei, dass sich gerade die „Spitze“ bei den Englischen Schecken fast ausschließlich aus relativ jungen Züchtern zusammensetzt, die aber allesamt und schon sehr lange „bei der Stange sind“. Wenn man sich dies vor Augen führt, kann erfolgreiche Scheckenzucht trotz einer ungeheueren Streuungsbreite der Zeichnungsmuster kein Zufall sein! Die Entwicklung der Rasse ist sicherlich noch längst nicht abgeschlossen und die gemeinsame Arbeit gerade in den Clubs und im Erfahrungsaustausch bei den jährlich stattfindenden Scheckenclubvergleichsschauen wird die Entwicklung weiter fördern.

Der Zuchtstand ist in den einzelnen Farbenschlägen unterschiedlich und hängt auch mit der Verbreitung zusammen. Quantitativ und qualitativ stellen die schwarz-weißen Rassevertreter unstrittig die Spitze dar. Zu Beginn der 90-er Jahre hatten die thüringerfarbigen einen starken Boom und waren fast so stark verbreitet wie die schwarz-weißen Rassevertreter. Auch die Qualität stand den schwarz-weißen Tieren nicht nach. Im Gegenteil, man hatte den Eindruck, dass sie sogar die besseren Fellträger waren (was sie teilweise bis heute erhalten haben) und auch bessere Seitenzeichnungen aufwiesen. Leider sind die thüringerfarbigen danach vor allem mengenmäßig eingebrochen, haben sich allerdings in den letzten Jahren wieder stabilisiert. In gleichem Maße haben die dreifarbigen Tiere an Bedeutung gewonnen. Hier bedarf es jedoch noch viel züchterischer Arbeit, weil neben den grundsätzlichen Zeichnungsproblemen, die aus der Zucht der Rheinischen Schecken bekannte problematische Farbverteilung noch hinzukommt. Nichtsdestotrotz hat dieser Farbenschlag in den letzen Jahren die größte Entwicklung vollzogen. Der blau-weiße Farbenschlag erfreut sich einer stetigen Anhängerschaft und steht etwa auf dem Niveau der thüringerfarbigen Tiere.

Als wichtigste Aufgabe der Zukunft betrachte ich an, den eigenständigen spezifischen Rassetyp zu erhalten, damit die Englischen Schecken nicht vom „Einheitstypen“ vieler Kleinrassen überrollt werden. Diese Problematik hat Hans Peter Scholz bereits in einem Rassebeitrag im Jahre 1996 zutreffend angemahnt. Leider hat sich diese Negativentwicklung in den letzten Jahren meiner Meinung nach noch verstärkt. Auch bedarf es nach meinem Empfinden in der Rumpfzeichnung einer einheitlicheren Anschauung mit entsprechender differenzierter Beurteilung.

Werner Winkens

Druckversion | Sitemap
© Walter Willems